Common use of Ländliche Entwicklung Clause in Contracts

Ländliche Entwicklung. Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Wohlstandsniveaus innerhalb der EU. Transfers aus den ESI-Fonds zum Abbau von Entwicklungsdefiziten sind folglich anders zu begründen als in den vielen Ländern, deren durchschnittliches Wohlstandsniveau deutlich unter jenem Österreichs liegt. Besonderes Augen- merk verdient dabei das Programm der ländlichen Entwicklung, das sowohl in- nerhalb der EU als auch in Relation zu den übrigen aus Gemeinschaftsmitteln in Österreich kofinanzierten Programmen ein hohes Gewicht hat und sich mit seinen Vorläuferprogrammen seit 1995 als wirksames Instrument für die Entwicklung der ländlichen Gebiete etabliert hat. Diese Wirkung wird durch umfangreiche Evalu- ierungen bestätigt. Diese attestierten positive Wirkungen sowohl im sozio-ökono- mischen Bereich (Wirtschaftswachstum, Beschäftigung, Arbeitsproduktivität) als auch bei Umweltaspekten (Wasserqualität, Beitrag zum Klimaschutz, etc.). Ab- gesehen von programmspezifischen Zielvorgaben, die ausschließlich im Pro- gramm der ländlichen Entwicklung angestrebt werden (z.B. naturraumspezifische Ziele), gibt es auch aus der Gegenüberstellung des Wohlstandsgefälles zwi- schen den Regionstypen Anhaltspunkte für ein besonderes Gewicht dieses Pro- gramms. Regionstypen Regionale Bruttowertschöpfung 2010 je Beschäf- tigungs- verhältnis in EUR Ver- änder- ung 2000/ 2010 in % p.a. Ver- änder- ung 2005/ 2010 in % p.a. Euro je Einwohn er Ver- änder- ung 2000/ 2010 in % p.a. Ver- änder- ung 2005/ 2010 in % p.a. Überwiegend städtische Regionen 68.700 + 2,2 + 2,4 36.300 + 2,2 + 1,9 Intermediäre Regionen 60.000 + 2,8 + 2,5 33.300 + 2,3 + 1,8 Überwiegend ländliche Regionen 54.400 + 3,4 + 3,4 24.400 + 2,8 + 2,6 Quelle: Statistik Austria, RGR, WIFO-Berechnungen. Hinweise: Aufteilung der Nuts-3 Regionen in städtische/ländliche nach der Klassifizierung von EUROSTAT. Laut EUROSTAT (2010) gilt eine NUTS-3-Region als (EUROSTAT, Jahrbuch der Regionen 2010): Nach der OECD-Methodik werden LAU 2 mit einer Bevölkerungsdichte unter 150 Einwohnern je km² als ländlich klassifiziert (EUROSTAT, Jahrbuch der Regionen 2010). Die Definition "ländlicher Gebiete", die im ELER Anwendung findet, weicht von der EUROSTAT- Definition "vorwiegend ländlicher Gebiete" ab. Die Übersicht zeigt, dass gemäß der von EUROSTAT definierten Zuordnung von NUTS-3-Regionen zu den vorwiegend urbanen, intermediären und vorwiegend ländlichen Gebieten beträchtliche Disparitäten in den Wohlstandsniveaus (ge- messen als Bruttowertschöpfung) herrschen. Die Gegenüberstellung der Brutto- wertschöpfung je Person der Wohnbevölkerung bzw. je Beschäftigten zeigt das Ausmaß der Abweichungen zwischen den Regionstypen, und liefert Anhalts- punkte für den erforderlichen Handlungsbedarf. Die Veränderungsraten seit 2005 deuten an, dass der Rückstand, den vorwiegend ländliche Regionen aufzuholen haben, während der letzten Programmperiode etwas abgebaut werden konnte. Der Vergleich der absoluten Werte liefert jedoch Hinweise auf den teils sehr ho- hen Rückstand. Die maßgeblichen Herausforderungen für den ländlichen Raum liegen in der Ge- währleistung nachhaltiger und inklusiver Entwicklungsprozesse, die • die Steigerung der ökonomischen Effizienz der Land- und Forstwirtschaft mit besseren Ergebnissen bei der Erhaltung der Artenvielfalt, dem Klima- schutz/der Klimawandelanpassung und dem Ressourcenschutz verbinden, • auf kleinräumige demografische Veränderungen und deren Folgewirkun- gen für Landbewirtschaftung, Betriebsansiedlung und -standort, Dienstleis- tungen für Daseinsvorsorge und für die Siedlungsentwicklung Bedacht neh- men, • die Trends zu höherwertiger Nahrungsmittelproduktion in Verbindung mit regional, sozial- und umweltverträglich erzeugten Produkten (Biolandbau) unterstützen und • die Verbesserung der Beschäftigungssituation insbesondere auch von Frauen und den damit verbundenen Verbesserungsbedarf an Bildungsan- geboten und Dienstleistungseinrichtungen fördern. In Österreichs Stadtregionen (lt. Abgrenzung der Statistik Austria) leben mehr als 5,5 Mio. Menschen; mehr als 45% der Bevölkerung entfällt auf Städte mit mehr als 10.000 EinwohnerInnen. Die ökonomische Bedeutung lässt sich vor allem da- ran erkennen, dass 59 % aller Arbeitsplätze in Städten mit mehr als 10.000 Ein- wohnerInnen zu finden sind und für Stadtregionen die Anteile je nach Abgrenzung zwischen 70 und 80% beziffert werden. Ein Großteil der österreichischen Städte und Stadtumlandregionen weist eine überaus dynamische Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung auf, andere wie- derum sind mit Arbeitsplatzverlusten, Abwanderung und Brain-Drain konfrontiert. Diese Gleichzeitigkeit von Wachstums- und Schrumpfungsprozessen und damit sehr inhomogenen Entwicklungsverläufen werden beeinflusst von lokal unter- schiedlichen wirtschafts- und raumstrukturellen, aber auch von den geopoliti- schen, geografischen und topografischen Rahmenbedingungen, ausgelöst durch wirtschaftlichen Strukturwandel und Veränderung standörtlicher Bedingungen. Aus diesen evidenten rezenten Entwicklungen und den zu erwartenden Trends lassen sich folgende aktuell zu bewältigende Herausforderungen für Österreichs Städte und Stadtregionen ableiten: • steigender Ressourcenverbrauch in urbanen Gebieten (Lösungsansatz: energieeffiziente, ressourcenschonende und emissionsarme Stadt- und Siedlungsentwicklung); • steigendes innerstädtisches und innerregionales Verkehrsaufkommen führt zu Verkehrsüberlastung, Kapazitätsengpässen, Umweltverschmutzungen; • steigende Nachfrage nach leistbarem Wohnraum und Änderung bzw. Dif- ferenzierung der Wohnstile; • Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der technischen und sozialen Versorgungsinfrastruktur vor dem Hintergrund angespannter kommunaler (Haushalts-)Budgets; • Internationalisierung, sozio-demografische und sozio-kulturelle Differenzie- rungen mit Folgewirkungen u.a. auf Bildung und Arbeitsmarkt, soziale Si- cherungssysteme (Stichwort Ageing Society/Alternde Bevölkerung…) • negative Auswirkungen von Suburbanisierung (Nutzungskonflikte, Flächen- verbrauch, Verkehrsprobleme, etc.); • Intensivierung funktionaler Verflechtungen und Ausweitung von Agglome- rationsräumen (Stichworte: interkommunale Standortentwicklung und Regi- onal Governance) Auch in diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass keineswegs alle diese Her- ausforderungen mithilfe der ESI-Fonds bewältigt werden können und die ESI- Fonds auch nicht für alle diese Herausforderungen angemessen sind. Auf nationaler Ebene wird dem Thema der Stadt- und Stadtumlandentwicklung im ÖREK 2011 unter dem Titel "Entwicklung einer österreichweiten Agglomerati- onspolitik" Aufmerksamkeit geschenkt, auf Länderebene und auf kommunaler Ebenen wird diesen Fragestellungen in Form von regionalen und sektoralen Stra- tegie- und Entwicklungskonzepten sowie konkreten Maßnahmenbündeln und Projekten begegnet.

Appears in 4 contracts

Samples: www.oerok.gv.at, www.oerok.gv.at, info.bml.gv.at