Wettbewerbsrechtliche Haftung. Insbesondere allzu vertriebsorientiert arbeitende Ratingagenturen und ihre Auftraggeber können sich zudem wettbewerbsrechtlichen Unterlassungsansprüchen und bei Verschulden auch Schadenersatzansprüchen ausgesetzt sehen. So handelt nach § 4 Nr. 3 UWG derjenige im wettbewerbsrechtlichen Sinne unlauter, welcher den Werbecharakter einer Wettbewerbs- handlung verschleiert. Dies wäre der Fall, wenn das Rating der wissenschaftliche oder fach- kundliche Deckmantel ist, welcher einer beauftragten, werblichen Schrift umgelegt wird um besondere Vorteile des Versicherungsproduktes vorzutäuschen.58 Wird also der falsche An- schein eines unabhängig zustande kommenden Urteils eines unbeteiligten Dritten hervorgeru- fen, so wird die Öffentlichkeit Glauben gemacht, es läge eine wissenschaftlich fundierte oder zumindest objektiv fachkundige Empfehlung vor, der unbedenklich gefolgt werden kann. Verschweigt die Ratingagentur eigene oder fremde geschäftliche Interessen, bestehen also Abhängigkeiten zwischen der Versicherungsgesellschaft und der Ratingagentur oder wird 52 BGH NJW 1987, 2222 f. 53 Vgl. Xxxxxxx (0000). 00 XXX Xxxxxxxxx/Xxxx, NJW-RR 2002, 1697 f. 55 Grundlegend Xxxxxxx (1981). 56 BGH NJW-RR 1991, 1135 f. 00 XXX Xxxxxxxxx/Xxxx, NJW-RR 1992, 492 f. 58 Vgl. Xxxxxx in Xxxxxxxx/Xxxxxxxxx (2004), § 4 Rn. 3.18. eine Ratingagentur aus Wettbewerbsgründen beeinflusst und dadurch die Öffentlichkeit in die Irre geführt, liegt wettbewerbswidriges Verhalten vor. Sowohl Versicherungsunternehmen als auch Ratingagentur sind gut beraten, vor Nutzung eines günstigen Ratings auf ein die Abhän- gigkeit begründendes Auftragsverhältnis hinzuweisen. Die Versicherung hat zudem die Äußerungen der Ratingagentur wettbewerbsrechtlich zu vertreten. Deren Angaben haben also wettbewerbsrechtlich zulässig zu sein. Von der Nutzung allzu überschwänglich formulierter Ratings kann in diesem Zusammenhang nur gewarnt werden. Voraussetzung für wettbewerbsrechtliche Ansprüche ist stets das Handeln in Wett- bewerbsabsicht. Ist die Ratingagentur bestrebt, mit ihrem Handeln den Wettbewerb zugunsten ihres Auftraggebers zu befördern, so wird eine Wettbewerbsabsicht häufig zu bejahen sein. Dabei ist es nicht einmal notwendig, dass diese Absicht der wesentliche Beweggrund für die Handlung ist, sofern er nicht hinter anderen Interessen, z. B. den eigenen Umsatzinteressen vollständig zurücktritt.59
